Als ich erstmalig von einer sexlosen Ehe hörte, dachte ich mir, dass das sicher ein Einzelfall war. Doch dann entdeckte ich noch eine sexlose Beziehung und noch eine.
Manche Paare hatten schon aufgegeben, manche steckten mitten drinnen, als ich von ihrer Lebenssituation erfuhr.
Die, die aufgegeben haben und einen neuen Partner suchen, reden darüber.
Die, die drinnen stecken, reden nicht.
Noch nicht.
Es gibt aber Möglichkeiten, die Situation umzudrehen und den Sex in die Beziehung zurückzuholen. Du KANNST es beeinflussen und ich wette, du kannst damit eine Verbesserung erzielen.
Denn je länger ich mit Paaren in einer sexlosen Ehe zu tun hatte, desto mehr realisierte ich, dass die wenigsten Betroffenen diese 5 grundlegenden Dinge bedenken.
Weihnachtstags-Sex
Christine etwa erzählte mir von einer Ehe, die bis auf den Weihnachtstag praktisch sexlos verlief. Sie berichtete von viel Frust und einem Mann, der alles tat nur, um mit seiner Frau einmal im Jahr schlafen zu dürfen. Das wurde von der Frau leider auch ausgenützt, was den Mann dann als Schwächling erscheinen ließ. Doch dieser Mann liebt die Frau und will sich nicht trennen. Er sieht keinen Ausweg, also bleibt er in dieser Beziehung, die das geringere Übel im Vergleich zum Singledasein darstellt.
Roman und seine Frau
Dann gibt es den Fall von Roman, der seine Frau und sein Kind gern hat und sie nicht gehen lassen wollte, als sie das Ultimatum stellte: Kind oder Abschied. Er entschied sich für das Kind und die Beziehung. Doch nun hat er sein früheres Leben aufgegeben, räumt, putzt, verdient das Geld alleine und fühlt sich nicht mehr wohl. Denn die Aufmerksamkeit, die er früher hatte, ist vollkommen verschwunden. Er fühlt sich degradiert zur Maschine, die putzt, repariert und gefälligst mehr Geld verdient, damit das Haus bald abgezahlt ist.
Fritz und seine Frau
Fritz ist seit etwa 12 Jahren mit einer attraktiven Frau zusammen, seit 6 Jahren verheiratet. Seit etwa 8 Jahren haben die beiden keinen Sex mehr, was für Außenstehende völlig unverständlich ist. Beide sind attraktiv, er flirtet sogar mit anderen Frauen, was ihm auch wichtig ist. Doch Sex will er nicht haben. Für seine Frau ist es nicht nachvollziehbar und führt dazu, dass sie die Schuld auch bei sich sucht. Doch auch ein Privatdetektiv brachte nichts: Er ist treu, hat einfach keinen Sex. Warum, weiß keiner, er spricht nicht darüber, sieht keine Veranlassung und keine Notwendigkeit.
Beide Geschlechter sind betroffen
Das Problem bei der Geschichte ist nicht verallgemeinerbar auf Männer oder Frauen. Beide sind davon betroffen.
Während es bei Männern Erektionsprobleme geben kann, die bitte mit Urologen oder anderen Medizinern abzuklären sind (es kann auch auf Probleme wie Zucker- oder Herzkrankheiten oder verstopfte Arterien hinweisen), ist das natürlich nicht bei jedem Mann der Fall, der keinen Sex möchte.
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In all den Jahren, in denen ich nun schon mit sexlosen Ehen zu tun habe, ist mir aufgefallen, dass der Partner, der Sex verweigert, sich der Konsequenzen für den anderen Partner gar nicht bewusst ist. Aus Dutzenden von Singles, die sich wegen einer sexlosen Ehe scheiden ließen und zu mir kamen, um einen neuen Partner zu finden, erkannte ich gewisse Ähnlichkeiten und vor allem verloren gegangene Chancen.
1. Einsamkeit
Partner in einer Ehe, die sexlos ist, fühlen sich unheimlich einsam. Sie sind zwar in einer Zweisamkeit, aber das, was sie mit dem Partner, meistens der Mutter oder dem Vater ihrer Kinder teilen wollen, dürfen oder können sie nicht mehr teilen.
Wenn der Sex geht, geht auch die Vertrautheit, die ein sehr wesentlicher Teil der Beziehung ist, soll sie über Jahre halten.
Richard war durch das Zusammenleben mit Heidi naturgemäß sehr vertraut mit ihr. Noch wichtiger als die Vorhersagbarkeit von sich täglich wiederholenden Handlungen und Gewohnheiten seiner Heidi war ihm aber, als Mann und Mensch verstanden zu werden. Er wollte ein Heim nicht nur in Form von Dach über dem Kopf, Kind, Frau und Nahrung. Er wollte seine Ziele, die ihn immer angetrieben haben, MIT seiner Familie erreichen. Denn schließlich tat er das ja alles für sie. Sie sah das aber alles gar nicht mehr.
Klar, das Geld stimmte, aber als der Sohn eine schwere Operation hatte, war dann doch nicht genug Geld da. Also übernahm Richard noch ein Projekt und erntete von Heidi den Kommentar „nun bist du noch weniger daheim als früher, ich kenn dich schon gar nicht mehr“. Das war ein Schlag ins Gesicht. Er sehnt sich nach Verständnis von Gefühlen, Wünschen und Zielen. Sind sie beide, Frau und Mann, nicht ein Team im Leben?
Er fühlte sich einsam und unverstanden. Das und 60 Wochenstunden im Job raubten ihm jeglichen sexuellen Drang. Für wen tat er das denn? Für sie. Und sie verstand ihn nicht. Er fühlte sich einsam.
2. Abwertung
Menschen, die mit ihrem Partner Sex haben wollen, aber keinen haben dürfen, fühlen sich bestraft, ungeliebt, frustriert, schuldig, unattraktiv und eben auch einsam.
Manchmal ist es aber auch so, dass die Träume des einen Partners nie erfüllt wurden, die er aber unbedingt erfüllt haben wollte.
Maria war mit Roman nun schon ein paar Jahre zusammen. Menschlich passte es wunderbar zwischen den beiden, aber im Bett war tote Hose. Die Hochzeitsnacht wurde verschlafen, zwar im selben Bett, aber die sexlose Ehe begann leider schon mit Tag 1.
3. Treue
Es kann schon sein, dass, wenn du als Frau mit deinem Mann keinen Sex haben willst, eine andere Frau das ganz anders sieht. Sex in der Ehe zu verweigern, kann es für den Partner, der Sex haben möchte, sehr, sehr schwer machen die Treue aufrechtzuerhalten.
Manche Männer gehen fremd, um eine sexlose Ehe nicht verlassen zu müssen.
Manche Frauen gehen fremd, um einen Grund zu haben, sich trennen zu können. (Sie lassen den Spatz in der Hand erst los, wenn sie die Taube am Dach eingefangen haben.)
4. Tägliche Routine
Eines der Dinge, die am wenigsten zu einer sexuellen Tätigkeit verlocken, ist langweilige Routine.
Am schlimmsten ist diese Routine, wenn beständig etwas passiert, was nur dem einen recht ist, aber nicht dem anderen Partner.
Mach mal etwas anders, irgendetwas, das neu ist, ein neues Restaurant, ein Kino in einem Stadtteil, das du noch nicht kennst.
5. Ein Wort an Frauen*, die keine Notwendigkeit für Sex sehen
(Ich höre schon Proteste aufkommen, trotzdem muss ich das mal im Klartext ausdrücken.Natürlich muss eine Mutter vorwiegend auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen!)
* und Männer
Die Kinder sind irgendwann mal außer Haus, der Mann aber sollte dir bleiben. Wenn du ihn aber emotional und sexuell vernachlässigst, kann das Folgen haben, die nicht auf deinem Wunschzettel zu finden sind.
Für den Mann zu kochen, die Wäsche zu waschen und die Kinder aufzuziehen ist nicht auf der Liste der Dinge, die ihn sich sehr männlich fühlen lassen. Keine Frage, Männer schätzen all das, bekocht zu werden und so weiter, aber sie wollen auch ab und zu wieder als Mann gesehen und behandelt werden.
Also, habt mal wieder Sex. Auch wenn’s schon länger her ist, probier’s mal wieder aus.
5 einfache Schritte, um Sex in deine Ehe zurückzubringen
1. Schau dir den Anfang der Beziehung an
Was war damals gut? Was waren damals die Vorstellungen und Vereinbarungen, was hat gut funktioniert?
Nimm das, was damals am besten funktioniert hat und wiederhole es.
Ok, wenn da jetzt deine Antwort „Sex war damals echt gut und genau das geht jetzt nicht mehr!“ war, dann denk mal einen Schritt davor, denn es gab da sicher eine Situation, die den Sex gut werden ließ. War es ein interessantes Gespräch? War es ein Ausflug oder waren es ein paar nette gemeinsame Stunden in der Tanzschule? War es der Reiz des Neuen?
Egal was es war, mit etwas Fantasie und Einfallsreichtum kannst du eine ähnliche Situation wieder erschaffen und so wieder frischen Wind in den schal gewordenen Alltag bringen.
War es der Kinoabend oder war es das Wochenende im Grünen? War es nach einem netten Abend auswärts?
Damals gab es wahrscheinlich noch keine Kinder und die Wohnung war klein, aber günstig und praktisch. Es gab da sicher einige Herausforderungen nicht, die sich jetzt stellen und dich plagen. Damals gab es noch eine gewisse Unbeschwertheit, die du dir jetzt heranholen kannst.
2. Eliminiere Störfaktoren
Erkläre das Schlafzimmer als Zone nur für euch beide. Kein Handy, kein Wälzen von Problemen, keine Finanzplanung und vor allem keine Vorwürfe!!! Nichts ist unromantischer als eine Besprechung mit deinem Partner über die Finanzierung des neuen Daches, bei dem es Meinungsverschiedenheiten gibt!
Rede tagsüber über Dinge, die zu klären sind, trag eine Zeit im Kalender ein, wenn das hilft, aber lass diese Themen im Schlafzimmer weg. Und schluck diese Sachen nicht runter, besprich sie!
Hans und Margie haben in seiner 3-Mann-Firma zusammengearbeitet. Er war selbständig und viel unterwegs. Der Arbeitstag war hektisch und, weil er mit dem Mitarbeiter und Kunden nur den Tag zur Verfügung hatte, konnte er das, was mit seiner Frau zu klären war, ja auch am Abend machen. Doch am Abend wollten die Kinder versorgt sein, also blieb nur noch die Nacht.
Wie du dir denken kannst, lief nach so einer Geschäftsbesprechung im Schlafzimmer nix mehr. Kein Sex. Die Ehe ging schief. Nun ist Hans wieder verheiratet und wieder arbeitet seine Frau mit. Sie haben sogar noch eine gemeinsame Tochter bekommen. Doch die Geschäftsbesprechungen finden nur mehr in den Büroräumlichkeiten statt. Und wenn ihm trotzdem mal etwas einfällt, dann schreibt er ihr auf die Firmenadresse ein E-Mail oder macht sich eine Notiz. Er trennt das Privatleben strikt vom Berufsleben.
3. Unterwäsche, Fitness und Gesundheit
Schau dir mal schöne Unterwäsche für dich und deinen Partner an und leg sie dir zu.
Wenn du dir selbst nicht mehr gefällst, dann hast du sicher auch die Idee, dass du deinem Partner nicht gefällst und ziehst dich so zurück. Wenn du dich nicht magst, dann wird der andere das merken.
Marianne hielt sich für zu dick. Ihr Mann versicherte ihr zwar, dass das nicht der Grund für die sexlose Ehe war, doch es war für sie nicht so glaubwürdig. Sie gefiel sich aber selbst nicht mehr. Also trainierte sie daheim, fing mit einfachem Pilates an und steigerte sich langsam. Sie fing an, sich wieder selbst zu mögen, und realisierte, dass die mangelnde Selbstdisziplin sie etwas grantig erschienen ließ. Nein, nicht nur erschienen ließ, sie WAR GRANTIG! Und ungerecht.
Nachdem sie sich selbst wieder etwas mehr mochte, wurde sie fröhlicher, unbeschwerter und da ließ sich die Liebe auch wieder anfachen.
4. Schlafenszeit
Geht gemeinsam im selben Bett zur selben Zeit schlafen. Manche mögen Duftkerzen, gedämpftes Licht, manche besondere Bettwäsche oder sonst etwas. Es soll eine Zeit der Ruhe, Entspannung, Freude sein, die euch einander näher bringt.
Redet miteinander über nette Dinge, Freuden und vor allem über das, was ihr am Partner toll findet. Lest ein Buch am Abend, lest euch etwas vor oder sprecht über ein Buch.
5. Date
Mach dir ab und zu mal ein „erstes Date“ mit deinem Partner aus. Unternimm etwas, das du mit deinem Partner noch nie unternommen hast, lass dir etwas einfallen.
Doris erzählte mir, dass sie regelmäßig neue Orte aufsuchen, damit sie neue Erfahrungen haben. Das können neue Museen, neue Wege im Wald oder neue Restaurants sein. Wichtig ist ihr, gemeinsam Neues zu erforschen und zu erleben.
Nun bist du dran
Hast du schon mal das eine oder andere davon ausprobiert?
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