Portrait einer brünetten Frau, die sinnlich in die Kamera blickt.

Wie körperliche Anziehung dein Leben beeinflusst

…und woran du die Liebe erkennst, die von Dauer ist

Portrait einer brünetten Frau, die sinnlich in die Kamera blickt.
Wie körperliche Anziehung dein Leben beeinflusst und woran du Liebe erkennst, die von Dauer ist.

Johanna war sehr streng erzogen worden. Liebe und vor allem Sex vor der Ehe waren für sie undenkbar. Was körperliche Anziehung ist, war ihr nicht klar. Ihr zukünftiger Mann allerdings, tja… dieser junge Mann wusste sehr gut, was das ist, er hatte sie schon oft ausgekostet. Bald sollte auch Johanna eine Explosion der Gefühle erfahren, die sie mit sich reißen und nicht mehr loslassen würde.

Wir schreiben das Jahr 1496 und befinden uns gerade in Antwerpen im heutigen Belgien, wo Johanna von Spanien (eigentlich von Aragon und Kastilien) mit Philipp dem Schönen vermählt wird. Die Schiffsreise von Spanien in die damaligen Niederlande war mehr als gefährlich. Die Sommerstürme rissen die Hälfte der Schiffe samt Mitgift und Gefolge in die Tiefe. Johanna selbst überlebte wie durch ein Wunder triefnass.

Heute nun geht sie an Land und hofft darauf, von ihrem zukünftigen Mann abgeholt zu werden, doch der weilt im Ausland. Er feiert den Abschied von seiner Junggesellenzeit, an ihr ist er nicht interessiert.

Die nächsten Wochen vergehen mit Warten auf die Hochzeit.

Endlich ist der Tag gekommen: Am Vorabend der Hochzeit taucht Philipp der Schöne endlich auf und steht nun seiner zukünftigen Braut erstmalig gegenüber und – er erstarrt.

Ihre spanische Schönheit zieht den jungen Prinzen, der seinen Beinamen „der Schöne“ zu Recht trägt, in ihren Bann. Philipp hat sich diesen Beinamen vor allem deshalb verdient, weil er zahlreiche Herzen brach und auch mal vor gehörnten Ehemännern fliehen musste. Er war also „erfahren“ in Liebesdingen: Sex. Für Johanna war das alles Neuland.

Jetzt wollte er aber nicht an irgendwelche Eroberungen denken, ganz im Gegenteil! Er hatte seine nächste Eroberung vor sich und sie sollte auch seine Frau werden!

Seit er wusste, dass er die sittenstrenge Südländerin heiraten musste, wollte er davon nichts wissen und blieb seiner Zukünftigen bis zum letzten Augenblick fern. Nun aber, nur wenige Meter (oder waren es Zentimeter?) von ihr entfernt, entbrannte ein Gefühl in den beiden, das sie wie Magneten magisch anzog. Das ist körperliche Anziehung in Reinkultur!

Nun kleben sie förmlich aufeinander. Die Magie zwischen den Königskindern ist entfesselt. Beide wollen keine 24 Stunden warten, um die Ehe vollziehen zu können. Ein Pater wird schnell herbeigeholt, um sie auf der Stelle zu trauen. Der tat das auch.

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Das ungetrübte Glück samt körperlicher Anziehung währte nicht lange

Die Anwesenden der Hochzeitsfeierlichkeiten am nächsten Tag waren über die Zärtlichkeiten, die Nähe und die Turteleien sehr erstaunt! Die Trauung vor der Trauung war der Anfang einer sexuell rasanten Zeit.

Wahrscheinlich haben es die beiden in den ersten Wochen nicht häufig geschafft, das Ehebett zu verlassen. Jedenfalls war Johanna bald schwanger. Die körperliche Anziehung hatte beide erfasst.

Die ersten 6 Monate waren wunderbar und sexuell sehr intensiv. Johanna war ihm mit Haut und Haar verfallen. Aber auch ihre Gedanken kreisten nur noch um ihn.

Während Johanna ihren Mann hingebungsvoll liebte (diese Worte wählte der Geschichtsschreiber, nicht ich), bestand sie darauf, dass sie die einzige Frau in Philipps Leben war. Er sah das nicht ganz so und sehnte sich nach anderen weiblichen Armen, die er auch bald fand.

Gelegenheit dazu hatte er genug: Da es galt, sich die politische Macht zweier Länder zu sichern, die durch das große Frankreich voneinander getrennt waren, waren sie nicht ständig beieinander.

Seine Affären wurden ihr zugetragen, sie wurde rasend eifersüchtig. Irgendwie verständlich.

Sie hatte wiederholt Tobsuchtsanfälle, schrie, schlug um sich, verweigerte Nahrung. Dieses Muster wiederholte sie in späteren Jahren. Trotzdem fanden Johanna und Philipp immer wieder zueinander. Oder jedenfalls ins selbe Bett: In insgesamt 10 Ehejahren brachte sie 5 gesunde Kinder zur Welt.

Als Philipp 1506 unerwartet starb, zeigte sich ihre Besessenheit erst recht. Einige Zeit nach der Beerdigung ließ Johanna den Sarg ihres verstorbenen Mannes ausgraben und überstellte ihn an den Ort, an dem er begraben werden wollte. Doch der Weg war lang und sie ließ den Sarg immer wieder öffnen, um sich zu vergewissern, dass keine Frau den Leichnam gestohlen hatte.

Man versteht langsam, woher der Beiname „die Wahnsinnige“ kam. Doch das ist jetzt gar nicht so die Botschaft dieses Blogs.

 

Was körperliche Anziehung langfristig aus dir macht

Sehr wahrscheinlich hast du schon mal körperliche Anziehung erlebt. Sie verdreht deine Gedanken, fesselt dich an einen Menschen und du kommst an freien Tagen einfach nicht mehr aus dem Bett. Du verbringst Wochenenden damit, in den Armen der geliebten Person zu verweilen, und vergisst auf Nahrung, Wäsche waschen, Auto auftanken und das Versprechen, das du deiner Mutter gegeben hast, ihr bei der Gartenarbeit zu helfen.

Ja, du kennst das. Mit der Zeit kann es aber ganz schön langweilig werden und schließlich hat man ja noch andere Interessen. Besessenheit ist relativ monoton.

Wer es einmal oder zweimal erlebt hat, weiß, wie das ist.

Es ist in etwa so wie das Metallstück, das sich dem Magneten nicht entziehen kann. Steckst du in der Situation selbst, ergeben sich die witzigsten Umstände, damit du bei diesem Menschen sein kannst. Es ist wie die Nadel der Schallplatte, die nicht aus der Rille hüpft.

Freunde sagen dir, dass die Logik aus deinem Kopf verschwunden ist, und sie liegen damit eigentlich gar nicht so falsch: Deine Gedanken werden schließlich nur noch von dieser einen Person beherrscht.

Ein paar Monate oder Jahre danach, schaut man auf die Situation und schmunzelt. Die Umstände hat man gut und absichtlich herbeigeführt und erzwungen und sich gute Ausreden und Erklärungen erdacht. Aber es war auch sooooo schön.

Und das Blöde an der Sache: Es kann zur Sucht werden und zum Zwang. Es lässt dich einfach nicht mehr los, es hat dich in den Bann gezogen. Loslassen ist nicht mehr möglich. Auch wenn du möchtest.

Immer mehr und mehr und mehr von einer Sache zu wollen und haben zu müssen, hat nichts mehr mit Liebe zu tun. Das ist Besitzen, Zwang und eine gewisse Art von Sucht schwingt dabei mit.

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Ist körperliche Anziehung Garantie für eine lange Beziehung?

Philipp den Schönen hat die körperliche Anziehung bald verlassen. Bei Johanna schlug sie in Besessenheit um. Egal von welcher Seite man es betrachtet, sie verging und wandelte sich in entgegengesetzte Extreme.

Bei den meisten Paaren hält sie über die Jahre (leider?) nicht an. Sie ist also ganz sicher keine Garantie für eine andauernde Beziehung.

Und genau das ist der Punkt: Körperliche Anziehung und Liebe auf den ersten Blick sind nicht unbedingt von Dauer. Man kann sie leicht zerstören. Um sie aufrechtzuerhalten, musst du etwas tun.

In 17 Jahren Partnervermittlung und Vorträgen in 9 Ländern habe ich bemerkt, dass manche Menschen die Idee haben, „wahre Liebe“ wäre nur dann „wahre Liebe“, wenn diese körperliche Anziehung auch anhalten würde. Kaum ist sie abgeflaut, denkt man nun, dass die Liebe wohl nicht „wahr“ war und man sich jemand anderen suchen müsse.

Doch das ist nicht so.

Der Satz „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ entstammt den Märchen und dort sollte er leider auch bleiben. Klar gibt’s Ausnahmen.

 

Michael kommt als Single in ein Seminar zu mir und wünscht sich, die richtige Frau zu finden. Nach einigen Übersetzungsproblemen (es war ein Seminar im fremdsprachigen Ausland) kam er zur Sache: Sex war ihm wichtig. Körperliche Anziehung war für ihn der Gradmesser der Liebe. All seine Überlegungen, Planungen und Handlungen waren darauf aufgebaut.

Ein paar Jahre später kam ich wieder in diese Stadt. Er war wieder am Seminar und diesmal hatte er seine Freundin dabei. Sex war ihm immer noch wichtig, sogar sehr. Für ihn war häufiger Sex das Um und Auf der Beziehung, alles andere Drumherum war Nebensache. Aber er hatte ein Problem damit. Die Fixiertheit störte ihn.

 

Woran du die Liebe erkennst, die von Dauer ist

Dein Bauchgefühl mag dir Recht geben oder nicht, das ist nicht das Kriterium des Erkennens. Ob der Sex gut ist oder nicht, steht auch nicht an erster Stelle. Denn es wird eine Zeit geben, da wirst du oder dein Partner krank oder weit weg sein, da wird es keinen Sex geben.

  • Vertrauen ist eines der Kriterien. Nur wer vertrauen kann und wem vertraut werden kann, wird eine glückliche Beziehung führen, die von Dauer ist. Dieses Vertrauen baut sich über Monate und Jahre auf, jeden Tag neu. Sei selbst vertrauenswürdig.
  • Bewunderung der Eigenschaften oder Dinge, die deinen Partner auszeichnen.
  • Geduld und Toleranz von Schwächen, Vorlieben, Ideen und vor allem Fehlern. In der ersten Zeit des Verliebens sieht man sich noch etwas verklärt. Du bist wahrscheinlich in die Vorstellung deines Partners verliebt, wie du sie oder ihn gerne sehen würdest. Erst mit der Zeit lernst du ihn richtig kennen. Liebe das, was vor dir ist.
  • Harmonie ist in der Beziehung wichtig, ein gewisser Gleichklang. Die Harmonie, die ihr wollt, kann durch gemeinsame Zielsetzungen und Gespräche erreicht werden. Jeden Tag aufs Neue.
  • Unterstützung der Träume und des Lebenswegs deines Partners. Du wirst bekommen, was du gibst. Unterstütze deinen Partner, für gewöhnlich kommt es zurück.

 

Das Schicksal von Johanna der Wahnsinnigen

Johanna war sicher nicht nur die Leidtragende von körperlicher Anziehung, fixierter Liebe und rasender Eifersucht. Sie war auch Spielball der europäischen Politik von der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, sie war auch Gefangene.

Als drittes Kind des spanischen Königspaares war sie nicht für den Thron vorgesehen. Durch einige Todesfälle wurde sie während ihrer Ehe zur Thronerbin und Königin. Eine Frau am Thron war damals nicht gern gesehen und jede Ausrede war recht, um sie von der Machtausübung fernzuhalten. Es gab einige Männer in ihrem Umfeld, die an der Macht interessiert waren, nicht an ihr. Der eigene Mann war bald einer dieser Männer.

Die meiste Zeit nach dem Tod ihres Mannes bis zu ihrem eigenen Tod verbrachte sie in erbärmlichen Umständen in einem Turm; eingesperrt, hoffnungslos, völlig verwahrlost, weil sie sich selbst vernachlässigte. Die Besessenheit, wie wohl auch einige andere Umstände, ließen sie verrückt werden.

Doch eines muss hier noch erwähnt werden: Für ihr Verhalten während ihrer Ehe gab es verschiedene Zeugen und schriftliche Berichte. Für die Zeit in Isolation sind nur wenige Zeugen bekannt. Was also wirklich geschah, wie sehr sie die körperliche Anziehung zu ihrem Mann in den Wahnsinn trieb, werden wir verlässlich wohl nie erfahren.

 

Verwandte Themen

Eifersucht in der Beziehung – wie du mit ihr am besten umgehst

Wahre Liebe – Was sie wirklich ist

Sexlose Ehe – Was sie aus dir macht und wie du ein neues Leben schaffst

 

Wenn du die vollständige Geschichte über Johanna die Wahnsinnige erfahren möchtest:

Johanna „die Wahnsinnige“, Johanna die Wahnsinnige, Von geliebten Männern weggesperrt: Das traurige Schicksal von Johanna der Wahnsinnigen

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